Die Ketten des Cerberus

von Oliver G. Wolff


Ich sah diese Frau klar vor meinen Augen, obwohl ich sie geschlossen hielt. Vielmehr, ich konnte sie nicht öffnen. Schwer wie Blei lag ich in meinem Bett und war gefangen in diesem berüchtigten Halbzustand, auf den weder der Begriff des Wachseins noch des Schlafes zutrifft. Nein, ich wollte nicht aufstehen – es war zu früh. Aber zurück in diesen fürchterlichen Albtraum von vorhin, das wollte ich definitiv auch nicht. Nicht nochmals in diesen Kampf, die Mühen, die Abwehr einer monsterhaften Realität, welche keine war, sondern nur die Laune meiner inneren Gespinste. 

Der Schweiss, in welchem ich mich gebadet fühlte, war inzwischen kalt geworden. Langsam verflüchtigte sich die Angst vor dem Nachtmahr, der mir den Verlust eines geliebten Menschen vorgegaukelt hatte. Mein Selbstbewusstsein erwachte und mit ihm meine Fähigkeit, wieder klar denken zu können.

Wie hatte das nur passieren können? Diesen geliebten Menschen kannte ich gar nicht. Es war eine rein zufällige Begegnung mit dieser Frau gewesen, deren Namen ich nicht mal kannte, am gestrigen Abend, und diese Szene hatte mich eingeholt, ohne, dass ich es gewollt hätte. Sie war mir aufgefallen, als ich am Hauptbahnhof im Chaos der verspäteten Vorortszüge meine Orientierung suchte. 

Ihr Gang auf durch die Massen der Pendler war auffällig – weiblich, aber gekonnt und offenkundig mit klarem Ziel. Ihre sorgfältig komponierte Erscheinung triggerte meinen Sinn für Erotik wie eine perfekte Akupunktur: Dunkle, nicht zu sehr geschminkte Augen, wilde, schwarze Haare, enger Rock, Netzstrümpfe, Business-Pumps. Unter dem hellen Regenmantel schimmerte eine lila Bluse durch. Nichts Aufregendes für sie, nichts Aufsehenerregendes für die Masse. Nur für mich. Sie lenkte meine Gedanken auf sich, ohne, dass sie es wusste oder beabsichtigte. 

Oder etwa doch?

Verdutzt stand ich in der Halle des Bahnhofs, vor der riesigen Tafel mit den Abfahrtszeiten, als bemerkte, dass sie tatsächlich auf mich zukam. Sie ignorierte mich, schien beschäftigt in ihren Gedanken, nahm mich wahrscheinlich nicht mal wahr. Dennoch steuerte sie auf mich zu, beinahe auf Kollisionskurs. Mein Herz begann zu rasen. Was wurde hier gespielt?

Sie lief direkt vor mir durch und danach weiter, Richtung Bahngeleise. Ihr Duft stieg mir in die Nase. Oh welch wunderbares olfaktorisches, betörendes Kunstwerk! Ihre Pheromone schlichen sich in meinen Leib und beraubten mich der Fähigkeit, die Kontrolle über mich zu behalten. Ehe ich mich versah, war ich nicht mehr bei mir. Orientierungslos taumelte ich in eine andere Welt.

Es war gar keine Frage, kein Abwägen von Für oder Wider. Mein Unterbewusstsein setzte meinen Körper in eine Laufbewegung und liess mich der Frau folgen, hin zu den Perrons. Beinahe blind war ich, so sehr verzehrte ich mich nach diesem Wesen, welches ich gar nicht kannte. Nur kurz, als ich einen anderen Passanten streifte, dem ich unter normalen Umständen bestimmt ausgewichen wäre, meldete sich die Vernunft zurück und artikulierte ein «Verzeihung!». Genau in diesem Bruchteil von Sekunden traf mich wie ein Blitz diese Erkenntnis, dass ich gerade dabei war, zu stalken, zu nötigen. Jemanden zu verfolgen, sexuell getrieben wie ein Tier. Jedoch dauerte dieser luzide Moment, in welchem ich erkannte, wie unmöglich ich mich gerade anstellte, kaum länger als dieser metaphorische Blitz. Meine Beine hatten mich inzwischen viele Meter weitergetragen, ohne, dass ich ihnen bewusst einen Befehl dazu erteilt hatte.

Eine innere Stimme flüsterte zu mir: «Ketten!» Das Wort drehte sich in meinen Hirnwindungen, im Takt meines Schrittes. «Ketten!»

Das Objekt meiner Begierde – durfte ich sie so nennen? – bestieg einen Zug. Ich kannte nicht mal dessen Destination, bemühte mich auch nicht, sie zu erfahren; sie spielte auch keine Rolle, denn völlig unabhängig davon stand der Entschluss fest, dem ich nachlebte: Ebenfalls einzusteigen. In einer Vierer-Sitzgruppe nahm sie Platz. Was für ein Glück: Der Platz gegenüber war frei. Beinahe hektisch, bevor mir jemand anders zuvorkommen könnte, stürzte ich mich auf den Sitz. Sie würdigte mich und meinem komischen Benehmen keines Blickes, sondern vertiefte sich in das Blinken der farbigen Punkte ihres Smartphone-Bildschirms. 

War ich denn völlig verrückt geworden? Ich starrte sie an und blendete aus, dass es noch andere Leute im Zug gab. Doch ich nahm sie nicht wahr. Waren sie überhaupt da? Die schwarzhaarige Schönheit überwältigte mich immer mehr, alleine durch ihre Nähe. So sehr, dass es mir unheimlich wurde. War sie eine Hexe? Bestimmt war sie das! Sie sandte Wellen ihres Körperduftes mit eindeutiger Wirkung zu mir. Es war völlig offensichtlich, dass sie es absichtlich und hinterlistig tat, und mein limbisches System damit auf einen Höllenritt schickte. Nicht in tausend Jahren hätte ich von ihr ablassen können, jetzt, wo ich ihr so nah war. 

Mit jeder weiteren Minute, in welcher ich sie anstarrte, reifte die Einsicht, dass diese Frau eine Gefahr darstellte. Ihre Sogwirkung war es, welche bestimmt die gesamte Männerschar der Welt in einen Strudel hineinziehen und wie in einem schwarzen Loch in sich verschlingen könnte. Es musste etwas passieren. Es war mir klargeworden, dass dieses Risiko für den Fortbestand der Menschheit gebannt werden müsse, und zwar unbedingt und sofort; und der einzige Mensch, der diese heroische Leistung erbringen könnte, war ich. 

«Ketten!» hörte ich die Stimme wieder flüstern.

Der Zug setzte sich in Gang. Ich musste den richtigen Moment abwarten, um ihrer Habhaft zu werden, auf irgend eine Weise. Doch das toxische Gemisch aus Photonen und feinstofflichen Essenzen, welches diese Frau aussandte, drohte mich meiner Sinne vollends zu berauben. Es kostete mich meine ganze Energie, nicht über sie herzufallen, und gerade auf dem Höhepunkt meines inneren Kampfes blickte sie unvermittelt zu mir auf. Direkt ins Mark traf sie mich damit, ohne, dass ich darauf eine sinnvolle Antwort gehabt hätte. Als hätte sie die ganze Zeit gewusst, dass ich sie mit meinen Augen fixiert hatte, lächelte sie verständnisvoll. Nein, es war mehr als das. Vielmehr liess sich aus ihrer Mimik schliessen, dass sie dieses Verhalten erwartet hatte, mehr noch, sogar gewollt.

Ihre bisher übereinandergeschlagenen Beine nahm sie nun auseinander, ohne ihre Augen von mir deswegen abzuwenden. Sie zog ihren Rock hoch, um mir den Blick auf das freizugeben, was jede anständige Frau verbirgt. Die Netzstrümpfe waren halterlos. Slip trug sie keinen. Ihre Pussy war blank und in den Schamlippen trug sie vier Ring-Piercings, welche miteinander verhakt waren. Siegesgewissheit in ihren Augen. Hatte sie denn gar keine Angst, dass wir beobachtet wurden? 

«Ketten!» durchfuhr es mich erneut. 

Der Zug steuerte auf die erste Haltestelle zu und verlangsamte seine Fahrt. Diese Schamlosigkeit, verdammt! Das konnte ich nicht durchgehen lassen. Bevor Schlimmes passieren konnte, fast in Panik, fasste ich ihre Hand, zerrte sie hoch aus ihrem Sitz und eilte mit ihr dem Gang entlang und hinaus aus dem Waggon. Beobachteten uns die anderen Fahrgäste? Ich weiss es nicht. Widersetzte sie sich? Es wäre mir in diesem Rausch, der wie in Agonie übermenschliche Kräfte in mir freisetzte, nicht aufgefallen.

Es war eine verlassene, unbedeutende Bahnstation mit nur einem Gleis, wo wir gelandet waren. Die anderen paar Fahrgäste, welche den Zug ebenfalls hier verlassen hatten, an diesem gottvergessenen Ort, verflüchtigten sich in der Abenddämmerung wie Staub, und das innerhalb von Sekunden. Nur noch ich stand dort, als der Zug sich wieder in Bewegung setzte. Und sie. Der Ruck, der durch die Waggons ging, liess die metallenen Kupplungen zwischen ihnen rasseln.

«Ketten!» Immer wieder sprach die innere Stimme zu mir.

Die Frau war noch immer nicht schockiert. Nicht mal erstaunt. Als wäre alles ihr Plan gewesen, von Anfang an und ich nur ihre Marionette. Es musste passieren, jetzt. Dieses drohende Verbrechen musste verhindert und das Überwältigen meiner Person durch diese Venusfalle durfte nicht ungesühnt bleiben. Wieder fasste ich ihre Hand und suchte ziellos nach einem Raum, einer Destination, wo ich ihrer vollständig habhaft werden könnte. Meine Nervosität wich, als ich das leicht verfallene Bahnwärterhaus neben dem kleinen Empfangsgebäude erblickte. Sein Zugang war zwar fast zugewachsen, doch wie magisch zog mich diese kleine Holzbarracke an, mit einer für mich unerklärlichen Klarheit, dass es dort geschehen müsse. Dass dies der Ort der Bestimmung sei, ein Imperativ des Universums, dem ich zu folgen hätte.

Wir traten durch die unverschlossene Türe ein, und kaum drin, erlangte ich die Gewissheit: Es war der Raum, dessen Stimme zu mir gesprochen hatte. Seine Wände waren voll mit Ketten behangen, der Verputz darunter durch sie fast vollständig verdeckt. Unterschiedliche Längen und Stärken. Schlösser. Haken. Geruch von Karrenschmiere.

Mit tiefer, ruhiger Stimme begann sie, mich nun auch akustisch zu vereinnahmen. «Du glaubst nicht wirklich, dass Du mich bändigen kannst, unbekannter Mann, der die Dominanz angeblich so beherrscht?» Was wusste diese Frau von mir? Ich schluckte leer, bevor ich ihr etwas entgegnen konnte: «Ich muss und werde es tun!» War es Übermut? Meine Intuition zwang mich, zu versuchen, die Wirkung ihres Zaubers in erträgliche Bahnen zu lenken. Ich musste wissen, ob ich, mein Mund und meine Hände das geeignete Gegengift wären, um sie endlich zu kontrollieren. Entweder ich würde es schaffen, oder dabei untergehen.

Ganz nahe zog ich sie an mich heran. Meine Lippen trafen die ihren, ihre Augenlider senkten sich in unendlichem Genuss, und kurz darauf schloss auch ich meine Augen. Unsere Zungen vollführten ein Ballett höchster Akrobatik. Ihr Speichel wirkte auf mich wie eine Essenz aus Honig und Chili, beinahe schmerzhaft, aber zu unwiderstehlich, um sich zu lösen. Zärtlich war ich zu ihr, fast zahm für dieses verdorbene Weib. Meine Hände zogen ihren Mantel langsam aus, dann ihr Hemd, zogen am Reissverschluss ihres Rockes, welcher zu Boden segelte. Sie liess mich gewähren, versunken in meiner Innigkeit, meiner Nähe. Sie war weich, weich wie flüssiges Wachs. 

«Wachs!» hörte ich die innere Stimme zu mir sagen.

Als ich meine Augen öffnete, war das ganze Innere des Bahnwärterhaus plötzlich von duzenden Kerzen erleuchtet. Es erstaunte mich mehr, dass mich all dies nicht mehr erstaunte. Die Szene war so unreal, dass auch dieses Phänomen keiner Erklärung bedurfte. Sie entledigte sich selbst dem Rest ihrer Kleidungsstücke, dann legte ich sie sanft mit dem Rücken auf den mittig im Raum gestellten Tisch und begann mein Werk.

Die Ketten. 

Ich nahm die ersten davon von der Wand und fuhr mit dem kalten Metall sachte über ihren nackten Körper, beginnend bei der Schulter, hinab über ihre Brüste. Dort liess ich es kreisen, holte damit aus und streifte die Knospen mit etwas Härte, was mir einen leicht empörten Blick einbrachte. Doch ich liess mich nicht abbringen und lenkte die Kette weiter bis zu ihrem wohlgeformten, rechten Fussknöchel, gleich oberhalb der Lederkante ihres Schuhs. Diesen küsste ich sanft und mehrere Male, beinahe fanatisch, bevor ich die erste Kette daran befestigte. Sie liess es zu, es gefiel ihr sogar offenkundig. Und so wiederholte ich das gleiche Prozedere dem linken Bein, mit der zweiten Kette. Im Anschluss zog ich die dritte, stählerne Gliederreihe über ihre Hüfte, dort, wo die kleinen Einkerbungen des Rocks auf ihrer Haut noch sichtbar waren. Die beiden Enden des Metalls verschloss ich an der Unterseite der Tischplatte. Die vierte Kette zog ich leicht über Brusthöhe unter den beiden Achselhöhlen durch und sicherte sie ebenfalls. Jetzt hatte ich sie vollständig in meiner Macht. Endlich.

Ich wollte sie so lieben wie nie ein Lebewesen zuvor, so sehr vergötterte ich sie. Wie die Erfüllung einer Prophezeiung. Gleichzeitig musste ich es tun, denn es war die einzige Möglichkeit, den Rest der Welt vor ihr zu schützen, vor dem Unheil, dass sie anrichten könnte. Der Drang, diesen gefallenen Engel durch mich, meine Aktionen so sehr zu absorbieren, zu befriedigen, dass er nie mehr die Lust verspüren würde, andere Männer auf seine teuflische Weise zu verführen und zu zerstören: Er war unbändig.

Für die Fortführung meines Werkes hatte ich einen klaren Plan. Woher hatte ich diese Klarheit, in diesem obskuren Moment voller aneinandergereihten Unwahrscheinlichkeiten? Wie ein Jüngling sprang ich auf den Tisch, zwischen ihre Beine und begann sie an ihrer intimsten Stelle zu liebkosen. Es war meine Strategie, um sie zu vereinnahmen. Sorgfältig löste ich ihre Piercing-Ringe, welche so warm waren wie ihr Fleisch – beinahe noch heisser – und öffnete ihre Vulva. Mit meiner Zunge drang ich tief ein und fühlte mich auf einmal wie benommen, von ihrem Duft wie von einer Rose, so wohltuend frisch. Sie begann zu stöhnen, nein, es war bereits mehr… es waren laute Lustbekundungen, eine Freude, welche durch kleinste Bewegungen in ihrem Unterleib ihre Fortsetzung fanden und mich weiter aufputschten, ihr diese unendliche Lust zu verschaffen, die die Gefahr, die von ihr ausging, für immer auslöschen würde.

Als ich einen Finger in ihren Anus stiess, zwei weitere in ihrer Pussy bewegte und ihren Kitzler mit kombiniertem Effekt aus Auf-und-Ab-Bewegungen Lippen und Zunge in bearbeitete, explodierte sie innert kürzester Zeit. Die Ketten rasselten, es schüttelte ihren Leib durch, als wäre er von tausend Skorpionen gleichzeitig gestochen worden. Minutenlang wurde ihr Körper nur von den Ketten noch auf dem Tisch gehalten.

Stolz war ich, und fuhr kühn fort: «Du wirst keinem anderen Mann je dienen, keinen verführen!» Doch sie verstand nicht. Oder wollte es nicht verstehen. «Gib mir nur einen Grund, warum ich das unterlassen sollte? Lecken kann mich jeder, auch ohne Ketten.» spottete sie. 

«Wachs!» durchfuhr es mich. 

Ich folgte meiner inneren Führung und holte zwei der Kerzen, um sie neben ihr auf den Tisch zu stellen. Unerwartet schnell war sie entsetzt und äusserte beinahe zornig ihren Einwand: «Nein! Das darfst Du nicht! Das sind heilige Kerzen! Lass das Feuer dort, wo es hingehört!»

Also doch, es waren dunkle Mächte im Spiel. Sie hatte sich verraten, mein Verdacht wurde zur Gewissheit. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht griff ich wieder zwischen ihre Schamlippen und begann, sie zu massieren. «Ach, wie der Teufel das Weihwasser? Schauen wir doch, ob der Teufel, der in Dir wohnt, auch mit gesegnetem Feuer umgehen kann.» Während dem ich ihre Lust weiter mit der einen Hand stimulierte, hielt ich in der anderen Hand die erste Kerze und träufelte deren heisses Wachs über ihren Unterleib. Sie begann zu keifen, über diese Mischung aus manipulierter Lust und den Schmerzen, welche doch so schlimm gar nicht sein konnten? Erbarmen jedenfalls hatte ich keines, denn ich wusste, dass ich sie so sehr schnell zu einem zweiten Höhepunkt bringen könnte. Das Wachs erreichte über einen Bogen zuerst die Oberschenkel, dann den Venushügel und am Ende die Klitoris. «Bettle um ihn, bettle um den Orgasmus, kleiner Satansbraten!» rief ich ihr zu. Doch sie schnaubte, gurgelte und wand sich in den Ketten. Ihre Spucke lief ihr aus dem Mund, beinahe wie bei einem tollwütigen Tier. Sie wollte den Orgasmus nicht – nein, vielmehr wollte sie oder was immer in ihr wohnte mir diesen Triumph nicht gewähren. Doch ich war stärker, wie ein Exorzist fühlte ich mich. Kurz vor dem zweiten Höhepunkt schrie sie: «Beim Luzifer!!! Ich will!!!». Erneut rasselten die Ketten so heftig, als würde Cerberus versuchen, sich aus der Hölle zu befreien.

Als die Anspannung von ihr gewichen war und sie ihre Augenlider wieder öffnete, grinste ich sie an, sie, wie sie völlig von der Rolle da lag. «Und?» fragte ich sie, «Wirst Du es jetzt unterlassen, andere Männer zu verführen?» 

Sie nickte, aber fast unmerklich. «Schwöre es!» Sie verneinte. Ihr Widerstand war noch nicht ganz gebrochen, der Teufel offensichtlich noch nicht von ihr gewichen. «Es scheint, als sei das Lodern der Flammen in Deiner Hölle nur mit Flüssigkeit zu stoppen!» Ich begab ich mich auf ihre Kopfhöhe, kniete auf den Tisch und holte meinen Prügel aus der Hose. «Los, blas ihn!»

Und wie sie das tat! «Wie viele Meter Schwänze hast Du schon so befriedigt?» fragte ich sie. Doch es kam keine Erwiderung. Sie widmete sich voll und ganz meinem Schwanz, als sei dies ihr einziger Lebenssinn, etwas, was sie auf eine höhere Ebene bringen würde. Die Gefühlsströme in meinen Nervenbahnen wurden stärker und stärker, bis mein gesamter Unterleib von diesem unbeschreiblichen Gefühl umfasst wurde und ich ejakulierte. Diese Menge! Es war zu viel für sie, sie konnte nicht alles aufnehmen. Am Ende sprudelte aus ihrem Mund hinaus und tropfte schliesslich an ihren Wangen runter. Was für eine Wucht! 

Wie hübsch, wie entspannt, ja beinahe unschuldig sie auf einmal aussah. Sie hatte dieses Sternenglitzern in den Augen, als hätte sie tief in ihrer Seele die Erlösung gefunden, den Weg aus einer Verdammnis, die sie gefangen gehalten hatte. Alles an ihr war unwiderstehlich, aber nicht mehr so bedrohlich wie zuvor. Die Hitze meines animalischen Verlangens hatte sich verwandelt in eine Wärme, tief in meinem Herzen. Ich musste sie einfach küssen, und mit ihr den Geschmack meines Saftes teilen. Sie sollte mein sein, für immer.

Auf einmal hörte ich das Signalhorn einer Lokomotive. Wiederholt. Es kam näher. Doch ich wollte mich von ihr nicht lösen, um nachzusehen, der Moment war so kostbar, so innig, wir zwei gegen die Welt. Doch das Horn klang in immer kürzeren Abständen. Urplötzlich durchfuhr es mich: Es war nicht ein normales Signal, es war eine Warnung. Diese Kadenz, diese Intensität konnte nur auf eine sich anbahnende Katastrophe hindeuten. Eine, in deren Mitte wir uns befanden. Irgendetwas lief fürchterlich schief. 

«Ketten!» hörte ich die innere Stimme sagen. 

Tatsächlich, die Ketten an den Wänden klirrten, klapperten aufgrund von Vibrationen, die das ganze Gebäude zu erfassen begannen. Doch die Stimme meinte etwas anderes. Mörtel fiel von der Decke. Die Erschütterungen konnten unmöglich von einem normalen Zug herrühren! Doch mein Mund klebte fest an meiner Geliebten fest. Dabei wollte ich uns retten, es ihr sagen: Es rast ein Zug auf uns zu, ich muss Dich befreien, aus den Ketten, meine innere Stimme hat es mir befohlen! Doch ich konnte nicht. Sog sie zu fest an meinen Mund? Oder hatte ich auf einmal die Kraft verloren, mich ihr zu entreissen? Wie gelähmt war ich, wie in diesem Zustand, in welchem man sich selbst als wach wahrnimmt, aber doch schläft. Als ich sah, wie das Licht immer näher kam, erkannte ich sie: Eine Dampflokomotive! Woher verdammt eine Dampflokomotive?? Sie fuhr neben den Geleisen und auf dem direkten Weg auf uns zu, um das Bahnwärterhäuschen und uns mit ihm zu zerstören. Dann endlich liess meine Geliebte mich los und lachte, sie lachte schallend und aus ganzem Herzen. «Warum nur, warum nur lachst Du? Ich liebe Dich, ich will Dich losbinden, los, hilf mir!» schrie ich im aufkommenden Getöse und zerrte an den Metallgliedern, auf dass sie meine Dulzinea bitte in die Freiheit entlassen würden. Die Geister, die ich rief – die Ketten, die ich nicht los wurde. Doch sie antwortete mit einer Seelenruhe: 

«Die Realität weicht,

aber die Erinnerungen bleiben.

Auch wenn die Liebe weint

alle guten Dinge sterben.»

Das letzte, was ich registrierte, waren die Wände, wie sei einstürzten, die Ketten von sich warfen, quer durch den Raum, der durchbohrt wurde durch die rohe Gewalt eines riesigen, metallenen Ungeheuers.

Schweissgebadet wachte ich auf, Tränen in meinen Augen. 

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