Nach zehn Jahren ist es Zeit, ein Kapitel abzuschliessen. Elly, meine Blog-Seite und meine Bücher gehen 2026 offline und aus dem Handel. Ich tue es, wie ich es immer getan habe – mit einer Geschichte, aber nur ganz, ganz kurz. Danke für Eure Treue!
Nach zehn Jahren ist es Zeit, ein Kapitel abzuschliessen. Elly, meine Blog-Seite und meine Bücher gehen 2026 offline und aus dem Handel. Ich tue es, wie ich es immer getan habe – mit einer Geschichte, aber nur ganz, ganz kurz. Danke für Eure Treue!
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„Weisst du“, begann Elly nachdenklich, „ich habe all die Jahre nur in deiner Fantasie gelebt. Findest du das nicht schade?“
Ich runzelte die Stirn.
„Nun ja, eigentlich schon, aber du bist mir der Realität ja nie begegnet, nur Fragmente davon“, antwortete ich halblaut. Sie fuhr fort: „Siehst Du. Ich habe deshalb beschlossen, in dein Leben zu treten, und zwar in dein richtiges Leben. Du siehst mich jetzt vor dir. Die Frau, die vor dir steht, ist real, aus Fleisch und Blut, und sie ist das, was du unter dem Pseudonym Elly erschaffen hast. Nur eben in echt, ohne Skript und doppelten Boden.“
Sie lachte schelmisch und ich wusste nichts Besseres, als diese Frau zu küssen. Ich wusste, dass sie es ist. Ellys Name wurde zur Vergangenheit, zur Darstellerin in einer Geschichte, die man sich gut erzählen kann. Aber was wirklich zählt, ist das Hier und Jetzt. „Willkommen in meinem Universum, du freches, geliebtes Wesen.“
„Weisst du, welcher Moment unseres gemeinsamen Abends vor einer Woche noch immer in meinem Kopf herumspukt?“ Sie rührte in ihrer heissen Schokolade, mit einem Lächeln, das ein grosses Geheimnis verbarg, kurz bevor es gelüftet wird. Spontan wusste ich keine Antwort. Ich blickte tief in ihre fesselnden Augen und dachte: Wie kann es sein, dass diese mich fesseln, wo ich es doch bin, der sie fesseln sollte? Liora – „mein Licht“. Was für ein aussergewöhlicher Name für eine noch aussergewöhnlichere Frau.
Wie lange hatte ich schon davon geträumt, sie zu besitzen, sie ganz auf meiner Zunge zu haben, sowohl das, was ich sah, als auch das, was noch verborgen war. Mindestens zwei Jahre mussten es gewesen sein. Sie wusste es genau, aber sie liebte es offenbar, mit dieser Gewissheit, dieser Möglichkeit zu spielen, zu wissen, was man könnte, wenn man es wollte. Die Ziellinie immer wieder etwas näher kommen lassen, nur, um sie dann wieder weiter weg von mir zu schieben und mich dabei zu beobachten, wie ich damit umgehen würde.
„Miststück, verdammtes!“, schimpfte ich innerlich. Irgendwann wirst du büssen. Büssen wirst du für die Art, wie du mit mir spielst. Dafür, dass Du weisst, wie Du mich erregst, und die ganze andere Männerwelt gleich auch. Dafür, dass ich nicht von dir lassen kann, was einzig und allein deine Schuld ist.
Bei anderen hätte ich dieses Spiel schon längst aufgegeben. „Du kriegst sie nie“, klang Annett Louisan in meinem Ohr, und ich hatte Mitleid mit dem eigentlich so dominanten Mann, der immer denkt, er sei einen Schritt voraus, dabei ist er nur ein devotes Häufchen aus Y-Chromosomen. Am Ende ist alles nur traurige Ironie.
Nicht mit mir! Auf unerklärliche Weise wusste ich, dass sie mir nicht entkommen würde – über kurz oder lang. „Du willst in meinen Kopf. Ich weiss es!“ hatte sie wiederholt im Messenger geschrieben und ich nur geantwortet: „Nicht nur dort hinein, nicht nur dort.“
Nun sass sie mir wieder gegenüber, im Altstadt-Café, und nippte an ihrer Tasse, um die letzte Sahne zu geniessen. Die falsche Sahne, ja klar, aber so billig wollte ich ihr nicht kommen, selbst wenn ihre schwarzen Stiefeletten unter dem Tisch nach nichts anderem als einer schmutzigen Session schrien.
„Als du dein Auto im Parkhaus nicht mehr gefunden hast, weil du nach unserem romantischen Abend so verwirrt warst wie noch nie?“ Liora lachte und strich sich mit der Hand durch ihre langen Haare. „Nein, nein, das war es nicht.“
Ein paar Fehlversuche später kam ich der Lösung näher. „Wärmer, wärmer …“, führte sie mich, bis ich mich an den Moment erinnerte, als ich ihr im Park an den Oberschenkel griff. Sie nickte. „Die Wärme, die Bestimmtheit, ohne grob zu sein … Warum hast du das getan?“, fragte sie geradeaus. „Liora, benötigst du dafür wirklich eine Erklärung?“ Wieder lachte sie wie ein kleines Mädchen, das seine Scham verhehlen will.
„Ach, wie süss.“ kommentierte ich die aufkommende Röte in ihren Wangen. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich willst, was nach einem solchen Griff üblicherweise folgt.“
So wird der Spiess umgedreht. Selbstzufrieden war ich mir sicher, dass ich nun derjenige war, der das Spiel kontrollierte.
Mit einer Mischung aus Verwunderung und Empörung rang sie nach Worten. Gut, dachte ich, der Tag der Entscheidung ist da. Endlich.
„Unterschätze mich aufgrund meiner von vornehmer Zurückhaltung geprägten Erscheinung nicht!“, protestierte Liora nach einer Weile. Eine leichte Brüchigkeit in ihrer Stimme, ein kurzes Vibrieren verrieten die durch ihren Stolz überspielte Unsicherheit. Zufrieden lächelte ich zurück: „Wie lange willst du dich der Wahrheit noch entziehen? Die Karten liegen auf dem Tisch. Es ist nur noch die Frage, welche du ziehst.“
Unruhig rutschte sie auf dem Polster hin und her. Dann bückte sie sich, als ob sie etwas vom Boden heben wollte, bald hörte ich einen Reissverschluss und wie die Stiefelette ihres rechten Fusses zu Boden fiel. Sie richtete sich auf und fixierte mich mit höchster Konzentration. Was hatte sie vor?
Mit dem Fuss fuhr sie nun langsam mein linkes Bein hoch, streichelte dessen Innenseite sanft, bis sie oben angekommen war, in meinem Schritt. Ohne die Miene zu verziehen oder den stechenden Blick zu unterbrechen, begann sie, mich zu massieren – ohne dass ich ihr dazu eine Erlaubnis erteilt hatte.
„Genug!“, schnaubte ich. „Zieh den Schuh wieder an!“ Verunsichert folgte sie meiner Anweisung. Ich holte einen Geldschein aus meiner Tasche, legte ihn auf den Tisch und erhob mich. Dann streckte ich meine Hand aus. „Komm. Wir haben noch etwas zu erledigen.“
Wie unter Trance wirkte sie, als sie das tat, was ich von ihr verlangte. Sie machte sich ebenfalls bereit zu gehen und folgte mir. Ich führte sie nicht aus dem Lokal hinaus, sondern in dessen Kellergeschoss, in dem sich die Toiletten befanden. Doch diese waren nicht mein Ziel – es war ein weiterer Raum, der mit „Privat“ beschriftet war und in dem sich ein kleines Reich befand, das ich ab und zu nutzte. Alte Glühbirnen erhellten den kargen Raum, der so klein war wie eine Abstellkammer und außer einem Sofa und einer hölzernen Truhe nicht möbliert war. Ein kalter Luftzug, der diesen einzigartigen Geruch alter Stadthäuser mit sich trug, umschmeichelte uns. Liora trat in den Raum. Ihr Gesicht zeigte Neugier und Angst zugleich. Kaum hatte sie die Türschwelle hinter sich gelassen, schloss ich die Tür hinter ihr, drehte den Schlüssel um und liess ihn in meiner Hose verschwinden.
„Nun, willkommen in meinem Verlies!“
Liora atmete heftig. Angstschweiss glitzerte im fahlen Licht. Ich zog ihren Körper an mich heran und begann, ihr einen Kuss abzuringen. Sie widersetzte sich zuerst, noch völlig überrumpelt von der Wendung, die sie selbst provoziert hatte. „Du weisst. wer ich bin. Und ich weiss, was Deine Natur von Dir verlangt. Wehre dich nicht!“
Nun kamen die Küsse leidenschaftlicher, und langsam begann ich, Liora zu entblössen und mit meinen Fingern zu beweisen, was ich schon lange über ihren Zustand wusste. „Du wirst mich nun für die ganze Schmach entschädigen, die dein Spiel mit mir verursacht hat, all die Jahre.“ Sie verstand und machte sich an meiner Mitte zu schaffen. Umgehend öffnete sie meine Hose und begann, meinen Prügel zu verwöhnen. Härter und härter wurde er und versank immer tiefer in ihrem Hals. „Du Flittchen … woher kannst du das?“ Ihr funkelender Blick von unten liess erahnen, dass sie gelernt hatte. Viel gelernt. Und dass sie willens war, all ihre Lektionen als Devota mit mir zu teilen.
„Stopp!“, rief ich, bevor mir meine Kontrolle komplett zu entgleiten drohte. Ich griff unter ihre Arme, hob sie hoch und warf sie auf das Sofa. „Reck mir Deinen Po entgegen. Solltest du dich auch nur eine Sekunde winden, wirst du es bereuen!“, drohte ich, während ich meinen Gürtel aus der Hose zog und begann, ihren Hintern zu versohlen. Der Gentleman in mir war nun vollends dem Sadisten gewichen.
Dieses Aufklatschen auf ihrem Po, ihr dumpfes Stöhnen, die Kellerluft und das Wissen, dass es kein Entkommen mehr gab – nicht für mich und meinen Zustand, schon gar nicht für sie – all das steigerte meine Lust um mindestens 800 Volt, um hunderte von Ampere … und nichts, nichts konnte mich stoppen. Liora schien schon in ihrem Lustschmerzrausch abzuheben, als ich mein Werkzeug zu Boden warf und begann, sie zu ficken. Die geschwollene, gerötete Haut … wie ich sie anbetete. Das Zeichen ihrer Ergebenheit, diese Devotion, die sie suchte und doch so lange verwarf. Endlich hatte ich Besitz genommen, sie verschmolz mit mir und ich würde sie nun markieren, für immer, nicht nur mit den Spuren aussen, sondern auch in ihr mit dem Weiss, das für sie bestimmt war. Wellen wie aus fernen Galaxien der Lust übernahmen die Kontrolle, Zeit und Raum verschwammen zu einem unscharfen Dickicht aus Farben und Formen. Ein lauter Schrei folgte, als Zuckungen meinen Körper durchjagten, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Erschöpft liess ich mich neben ihr auf das Sofa fallen Liora keuchte noch, schien noch irgendwo in der Stratosphäre der Realität. Erst viele Minuten später waren wir beide wieder in der Lage, unsere Gefühle in Worte zu fassen.
„Miststück!“, sagte ich. „Perverser Arsch“, antwortete Liora mit dem bezauberndsten Augenaufschlag, den ich je gesehen hatte.
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Selbst die Quantenphysik kann es nicht erklären: Es fliesst ganz automatisch aus meinen Fingern, dieses Gefühl, das Du mir gegeben hast, ohne dass es weniger wird, und mündet direkt in diese Worte, hingekritzelt wie im Wahn. Ist es eine romantische Verklärung? Verdammt, nein, ich bin doch kein Poet, kein Dichter, schon gar kein Goethe oder Shakespeare.
Die Stroboskop-Schnappschüsse von der Tanzfläche des dunkelschwarzen Clubs der moralischen Abgründe, auf der Du Deinen Körper der hungrigen Meute zum stampfenden Beat von Frankie’s „Relax“ präsentiertest, hat sich in meine Erinnerung eingraviert, unauslöschlich.
Mitten im Song bliebst Du stehen, direkt vor mir, als würde es nichts ausser uns geben – die physische Welt und dieses Blitzlicht waren wie von dunkler Materie verschluckt, als Du direkt in meine Augen schautest. Die wilden Farben Deiner Iris, wie Stürme auf Jupiter: Sie tobten, sie zogen mich zu Dir, als wärst Du die Inkarnation der gleichnamigen, obersten Gottheit der römischer Mythologie. Diese Anziehungskraft war so plötzlich wie ihre Blitze, so gewaltig wie der Donner des Basses vorhin. Sie setzte eine Kette von Ereignissen in Gang, die mich befreiten, als ich erkannte, wer Du bist. Und wer ich bin.
Deine Energie stürzte mich vom Sockel meines erhabenen Stolzes und meiner edlen Zurückhaltung, in der ich mich so wohl und sicher fühlte wie hinter Panzerglas.
Wie konntest du nur?
„Fang mich.“ Die Musik machte es unmöglich, diese Worte zu hören, aber Deine Lippen zu lesen, war die einfachste Sache der Welt. Dass sie so gut küssten, war absehbar.
Ich fing. Wir küssten.
Kernfusion.
Blind und halbtaub zog ich Dich und Dein freches Grinsen in ein Séparée, in dem Deine Nacktheit nicht nur Deinen Körper, sondern noch mehr Deine Seele vor mir ausbreitete.
Du wolltest mich und ich Dich doppelt so sehr. Mein liebevoller Sadismus eskalierte.
Blitzlicht. Hit me: Von Sinnen warst Du, als meine Hand ihren teuflischen Tanz auf Deiner Haut vollzogen hatte. Blitzlicht. Relax, I didn’t do it: Die Nippel an dem eng um Deinen Hals gelegten Lederriemen, der Deine kleinen und auch grossen Lustzentren weiter unten schmerzhaft hochzog. Blitzlicht. I made it your intention: Dein Stöhnen, das gleichzeitig Deine Lust ausdrückte. Blitzlicht. She moved, I felt it: Du wolltest Dich winden, aber jede Bewegung verstärkte Deine Agonie, der Du zu entkommen suchtest. Blitzlicht. Once you’re inside of me: Von nun an warst Du mein Besitz, es gab kein Zurück mehr. Blitzlicht. I wanted to come: Gerötet von der Reibung, alles geöffnet und meins. Blitzlicht. I shot it in the right direction. Das flüssige Siegel, das uns verband und befreite.
Du, mein Lustobjekt, hast meinem abgründigen Ich gedient, meiner Erfüllung, die die deine war. Deine Augen lügen nicht.
Das Seil der Mittelmässigkeit, an dem Du hingst, ich habe es zerschnitten und durch Ketten ersetzt, die Dich stärker halten als jeder Glaube. Es ist die Gewissheit, dass unser Universum genau so richtig ist. Für immer.
Zürich Hauptbahnhof, wir stiegen aus: Sie, die fremde Frau, die mich in der überfüllten S-Bahn gefunden und angesprochen hatte, weil sie mir mein Stofftaschentuch zurückgeben wollte. Ich, der es verloren hatte, als ich beim Einsteigen mein Handy aus der Jackentasche zog, um meine sprudelnde, rabenschwarze Fantasie mit ihr zu notieren. Das Schnüren ihrer Stiefeletten hatte meine erotische Aufmerksamkeit erregt, die so stark war, dass sie es bemerkte und mich ertappte.
„Gehen wir ins Spettacolo?“, fragte ich diese aphrodisierende, selbstbewusst dreinblickende Frau, deren Namen ich noch nicht kannte. Sie nickte mit einem Blick, der mich bis ins Mark traf. Was für eine elektrisierende Sekunde! Fast wäre ich ins Taumeln geraten. Was auch immer in meinem Blutkreislauf vorging, es hatte nichts mit einem hämatologischen Normalzustand zu tun.
Die unterirdischen, breiten Durchgänge des Bahnhofs mit Shops links und rechts waren geflutet mit hektischen Menschen, aber diesmal gelang es uns, uns nicht zu verlieren. Wenigstens verloren wir uns nicht im Gewusel der Pendler.
Wir betraten das Café und konnten tatsächlich einen Tisch für zwei Personen ergattern. „Fürs Protokoll, unbekannter Mann…“, begann sie, aber ich unterbrach sie, „Sie wollen meinen Namen wissen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Mr. Unbekannt.“
Die Getränke wurden serviert. Dann setzte sie ihre Bemerkung von vorhin fort: „Ich bin nicht vor Ihnen auf die Knie gegangen“. Ihr freches Grinsen unter der Nase verriet die doppelte Ebene, auf der sich unser Gespräch gerade abspielte. „Wissen Sie… in diesem Fall Ms. Namenlos: Die Physik folgt dem Geist, und der spukt Ihnen schon heftig im Kopf herum. Sonst hätten Sie meinen Köder vorhin im Zug ignoriert. Ob der Spuk beim Schnüren ihrer Stiefeletten begann, davor oder danach, ist eine vergangenheitsbezogene und daher überflüssige Frage. Das Leben kommt immer nur von vorne.“
Sie wich meinem Blick aus und beobachtete das hektische Treiben der Pendler draussen. „Aber merkwürdig ist es schon etwas, dass wir hier sitzen, finden Sie nicht?“ Ich glaubte, plötzlich eine sehr subtile Unsicherheit in ihren Gesichtszügen zu erkennen. „Das Schicksal ist nicht blind, wie man sagt, sondern schlau und witzig“, antwortete ich. „Was hat Sie denn dazu bewogen, mir diesen Vorschlag mit dem Kaffee zu unterbreiten?“
„Ich bin neugierig, was Sie sich notierten, nachdem Sie mich beobachtet hatten. Zeigen Sie es mir?“ Die mädchenhafte Stimme, mit der sie ihre Forderung formulierte, liess einen Verdacht durch meinen Kopf schiessen: Dass sie etwas ausgeheckt hatte – und ich der Unwissende in ihrem Spiel war. Ich fühlte mich wie vom Blitz getroffen. Beinahe hätte sich eine Latte Macchiato-Fontäne über den Tisch ergossen.
„Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen so etwas Privates zeige? Das sind meine persönlichen Aufzeichnungen.“ Sie liess sich nicht beirren. „Notizen, die entstanden, als sie mich beobachteten; weil sie den Eindruck hatten, ich gehe absichtlich vor Ihnen auf die Knie, mit dem Vorwand, an meinen Schnürsenkeln etwas zu nesteln. Und weil es um mich geht, gehören diese Notizen auch mir.“
Wie abgebrüht! Sie verstärkte alles noch: „Aber keine Sorge. Mein Freund wird es nicht erfahren.“ Ohne mich aus den Augen zu lassen, setzte sie ihren doppelten Espresso an, um daran zu nippen. Meiner Sprachlosigkeit begegnete sie mit einer weiteren Stufe der Dreistigkeit: „Ist da Vanillezucker in ihrem Latte, oder mögen Sie es auch etwas deftiger?“
Diese Frau ging aufs Ganze. Meine Vernunft, meine Vorsicht? Scheiss drauf. Breitwillig setzte ich mich auf die Spirale, die sie in Bewegung gesetzt hatte.
„Was in den Notizen steht, das führe ich aus. Ich bin ein Mann der Tat. Und bei dieser Tat sind ihre Stiefeletten und die forcierte Rötung ihrer weichen Haut das einzige, was sie in diesem Moment noch kleidet.“
„Einverstanden!“
„Jetzt?“ spielte ich den Ball zurück.
„Natürlich!“
„Und ihr Freund?“ fragte ich, um mir etwas Luft zu verschaffen. „Mein Freund profitiert davon, wenn es mir gut geht. Und was mir gut tut, weiss ich nun mal am besten.“
Ich war in der Falle; diesen Poker durfte ich nicht verlieren und suchte einen Moment des „courant normal“, in dem ich unsere Getränke bezahlte. Koffein, das heute wie eine verbotene Droge wirkte. Doch gleichzeitig quälte ich mich mit einer Frage: Wie, verdammt noch mal, sollte ich meinem zu grossen Mund die Peinlichkeit ersparen, keinen Plan zu haben?
„Ms. Namenlos, sind Sie sich der Risiken und Nebenwirkungen bewusst? Schlagen Sie ihren Arzt oder Apotheker, aber mich gibt es nur ohne Beipack-Zettel.“
„Ich bin kein naives Häschen, Mr. Unbekannt. Was schlagen sie vor?“
„Deftig, haben Sie gesagt, nicht wahr?“
Sie nickte und zog erwartungsfroh die Mundwinkel hoch.
„Nun gut. Es ist nicht günstig, aber die gebührenpflichtigen Toiletten des Bahnhofs, insbesondere die selten benutzte grosse Kabine für Gehbehinderte, ist einwandfrei und genügt meinen Sauberkeitsansprüchen für schmutzige Spiele.“
„Ach, ich lade Sie ein, Mr. Unbekannt. Ich möchte nicht, dass Sie sich meinetwegen verschulden müssen!“ Ihr schallendes Gelächter erfüllte das ganze Café und unterbrach das Geschwätz der anderen Gäste. Zeit zu gehen.
Kurz darauf passierten wir das Drehkreuz der sanitären Anlage. Ms. Namenlos hatte, wie versprochen, für uns beide bezahlt. Ein kurzer Blick zurück, dann betraten wir den von den anderen Einrichtungen abgetrennten Raum für Rollstuhlfahrer. Ich schloss die Tür hinter uns.
Der ganze Raum war wie elektrisiert, die Lust zweier Menschen hatte sich an diesem Ort verdichtet und konnte nicht entweichen. Als wäre es ein dummes Wetteifern, wer zuerst wegschaut, sahen wir uns tief in die Augen. Pure Magie! Wir konnten in den Augen des anderen lesen, wir brauchten keine Worte, um das zu tun, worüber wir vorher schon kaum gesprochen hatten. Eine Klarheit des Begehrens, die wie zwei Stimmgabeln auf derselben Frequenz erklang.
Ein Kuss? Nein, das hätte den Moment zerstört. Ms. Namenlos setzte sich auf den Toilettendeckel und begann wie selbstverständlich, sich vor mir auszuziehen. Ihre Jacke, ihr Oberteil, ihren BH, alles legte sie sorgfältig zur Seite, wie bei einem dieser Porno-Castings. Ihre schönen, festen Brüste fielen mir sofort auf; die Natur hatte ihre Arbeit ganz in meinem Sinne getan, freute ich mich. Dann die Stiefeletten, die Jeans zog sie über ihre Beine. Schliesslich zog sie die Stiefeletten wieder an, mit einem Lächeln von unten, das ihr Siegesbewusstsein über meine Lust und ihre Freude daran perfekt zum Ausdruck brachte. Zuletzt streifte sie den Slip ab, machte die zwei Schritte zu mir, der fasziniert an der Tür lehnte. Zum ersten Mal stieg mir ihr Duft in die Nase. Wie gut sie roch!
Nun kniete sie wirklich vor mir nieder.
Mit meinen grossen Händen griff ich in ihr haselnussfarbenes Haar und drückte ihren Mund dorthin, wo meine Fleischeslust auf sie wartete. Sie öffnete meinen Gürtel, meine Hose, und sofort stellte sich dieses wohlige Gefühl ein, das hervorzurufen eine Kunst für sich ist. Diese Empfindung überzog mich, meinen ganzen Körper und Geist wie ein Fangnetz, aus dem ich nicht entkommen konnte, nicht entkommen wollte. Ich liess nicht von ihrem Kopf ab, sie nicht von meiner Mitte, die immer fordernder den Weg in ihren Rachen verlangte, ihn bekam. Mein Verlangen wurde zu stark, um es noch länger beherrschen zu können, und so wich ich von meinem inneren Drehbuch ab und liess sie schlucken, was sich seit unserem ersten Blickkontakt auf dem Bahnsteig angestaut hatte.
Sie parierte alles, aber sie triumphierte nicht. Nein, jetzt zeigte sie ihre Devotion auf diese wunderbare Weise, die sich Selbstverliebtheit verbittet. Kein Lächeln mehr, nur bedingungslose Ergebenheit in ihren Augen, aus der Tiefe ihrer Seele. Sie drehte sich um und kroch auf allen Vieren zur gegenüberliegenden Wand. Das Wippen ihres Hinterns, es war so sanft und betörend. Stundenlang hätte ich es geniessen können.
Mit dem Rücken an die weisse Kachelwand gelehnt, setzte sie sich und spreizte ihre angewinkelten Beine. Nun zeigte sie, stolz und zugleich demütig, ihr rosa Fleisch, dessen weissliche Sekrete sich ihren Weg an den Schamlippen entlang zum Boden bahnten, und senkte dabei den Kopf. So verharrte sie, als wolle sie mir signalisieren, dass sie nun ganz mir gehörte, dass sie mir gestattete, zu tun, was immer mir angemessen erschien.
Ich näherte mich ihr und wühlte mit der Schuhspitze an ihrer empfindlichen, für mich geöffneten Stelle. Sie seufzte vor Lust. Irgendwie lief alles wie in einem Film ab, als wäre jedes kleinste Detail besprochen. Sie spreizte sich noch weiter, damit ich die Stimulationen meiner dominante Geste intensivieren konnte. Die kleinen Tritte, die folgten, das Ablecken des Schuhleders, um die milchige Evidenz ihrer Wollust zu kosten: Genau so hatte ich es mir ausgemalt, aber jetzt, in der Realität, war alles noch viel schärfer. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Mich zu verführen, mich zu fordern, ohne Namen, ohne Worte, ohne Scham! Ganz klar, sie musste gezüchtigt werden; dieser Gedanke drängte sich mir in aller Deutlichkeit auf. Also zog ich meinen Gürtel aus der Hose und hob ihren Kopf am Kinn hoch. Sie sollte durch unseren Blickkontakt erkennen, was nun von ihr verlangt wurde.
Sie setzte sich von der Wand ab, drehte sich und streckte mir ihren Hintern entgegen. Aber nicht nur das! Mit einem eingespeichelten Zeigefinger massierte sie ihre Rosette, diese süssen, würzigen Falten. Dieses Teufelsweib – es verlangte geradezu nach seiner Hölle.
Der Flug des Leders zischte durch die Luft, das Klatschen des Aufpralls hallte nach, und ihr Lustschrei vervollständigte die Symphonie in meinen Ohren, perfekt zu den visuellen Köstlichkeiten der Rötungen, die immer zahlreicher wurden. Noch einmal, noch einmal, mein innerer Sadist war rastlos und trieb mich an, bis kaum eine Stelle ihres Gesässes verschont geblieben war und sie kurz davor stand, ganz abzudriften.
Täuschte ich mich oder war ihre Rosette leicht geöffnet? Er war es! Ein Anblick, der mich fast um den Verstand brachte. Verächtlich warf ich den Gürtel neben ihrem Kopf auf die Fliesen, speichelte meine Härte ein und drang langsam in ihren Arsch ein. Weich war er, als wäre es ihre Bestimmung gewesen, schon die ganze Zeit, mich dort zu empfangen. Ich fickte sie, dieses Flittchen und diabolische Herrscherin meiner Lust, mühelos, im Einklang mit mir, mit ihr, mit dem Moment. Als wäre es ein göttliches Zeichen, kamen wir beide gleichzeitig.
Die orgiastischen Wellen ebbten immer mehr ab. Langsam lösten wir uns voneinander, und sie, diese wunderbare Ms. Namenlos, sah mich mit einem verliebten Blick an. Wie sehr ich diesen unermesslich kostbaren Moment auskostete.
Doch das Leben draussen, es würde nicht ewig warten.
Als wir beide wieder angezogen waren, verlangte Ms. Namenlos das, was jede Frau nach so einem wunderbaren Erlebnis von mir verlangt: Wir küssten uns. Wild, besitzergreifend und doch spielerisch, mit den Armen eng umschlungen. Es war der Abschluss, der unsere gemeinsame Zeit krönte, die für immer in uns eingebrannt bleiben würde.
Wir öffneten die Tür und verliessen den Raum, um uns wieder unter die Pendler zu mischen. Wir sprachen nicht. Nur mit wilden Blicken und dem Lächeln der Wissenden eines grossen Geheimnisses verabschiedeten wir uns.
Würden wir uns jemals wiedersehen? Nur das Universum konnte es wissen, das Schicksal, das uns an einem trüben Novembertag einen der kostbarsten und hellsten Momente unseres Lebens geschenkt hatte.
Die Geschichte der P.„Glaubst Du, dass die Geschichte der O. einen wahren Kern hat?“ fragte sie mich von der Seite, als sie mit ihrem grossen Zeh neckisch meinen Fussknöchel berührte und anschliessend sanft kitzelnd die Wade hoch fuhr. „Lass das!“ knurrte ich und zog mein Bein weg. Petra kicherte, als hätte sie einen heimlichen Sieg davongetragen, einen Triumph, als wäre sie Rumpelstilzchen. Genau, Märchen, das richtige Stichwort, dachte ich. „Wo gibt es überhaupt noch einen wahren Kern, im Zeitalter von Geschichtsklitterung und Verschwörungstheorien?“
Das Kingsize-Bett, unser Refugium der letzten Nacht, mit der flauschigen, noch immer (oder jetzt erst recht?) wohlriechenden Daunendecke als unser Zeltdach, es war angenehm warm und kuschelig. Um uns herum verstreut lagen Zeugen der späten Abendstunden; ihre Heels, ihre Strümpfe, ein zerrissener Slip, unter welchem ein Plug hervorlugte. Freixenet, als Auftakt für das Finale im Zimmer geköpft und halb leer.
Petra drehte sich auf den Rücken und spann ihren Gedanken weiter. „Es ist ein fürchterliches Buch.“ befand sie.
„Soso! Du glaubst also nicht an die Erotik der Misshandlung, des Verleihs, der Zwangsprostitution und Verstümmelung bis hin zur Selbstaufgabe aus falsch verstandener Liebe?“ Mein prüfender Blick mit hochgezogener Braue brachte sie zum Lachen, in ihrer ureigenen Form davon, bei welchem sie ihre kaleidoskop-farbenen Augen fest zukniff, fast noch mehr, als wenn ich mich über sie ergoss. Diese Bilder, wie eine Explosion mich plötzlich vereinnahmend, dazu ihr Geruch und ihre Präsenz: Ich hatte mich soeben wieder in sie verliebt, das 319. Mal.
Doch sie ignorierte meine Gefühlsregung; vielmehr sah sie sich genötigt, mir etwas zu entgegnen. Ihre Replik wirkte aufgesetzt, mit gespielter Arroganz in ihrer Mimik. „Mit solchem Kinderkram befasse ich mich schon gar nicht!“ behauptete sie und prüfte gleichzeitig, sich der Ironie des Moments wohl nicht bewusst, die Konsequenzen des gestrigen Abends an ihrem Po.
Ich musste unweigerlich lachen. „Grosse Töne, ich bin beeindruckt! Wer hat gerade gestern Abend noch gewinselt, nur schon als sie meiner Herrenrunde die an ihren Nippeln befestigten Teebeutel im kochend heissen Wasser halten musste? Ganz zu schweigen davon, dass ihre Pussy, derweil durch schmerzhafte Klemmen auseinander gezogen, sich panisch vor dem Moment fürchtete, in welchem der nächste Wachstropfen sie im tiefsten Innern treffen würde. DAS, meine Liebe, das war Kinderkram, ein Vorspiel für maximal Spätpubertierende.“
Petra setze ihren Schmollmund auf, bei welchen sie ihre dominante Unterlippe noch weiter nach vorne schob, und schüttelte den Kopf. „Die Geschichte der O. ist nicht vollkommen. Sie ist tief traurig. Ich hingegen habe mich nicht misshandeln lassen, ich habe jede Sekunde genossen, auch, das, was danach folgte.“ Sie sprach im Ton einer strengen Lehrerin, beinahe zurechtweisend, aber völlig konträr zum Geräusch, welches ihre Halsfessel gleichzeitig von sich gab.
Das 320. Mal verliebt.
Diesmal ertappte sie mich dabei, und als wollte sie das in mir lodernde Feuer zusätzlich anfachen, ergänzte sie. „Und was in den frühen Morgenstunden danach folgte, war etwas, was der bedauernswerten O. vollständig abging: Die Erfahrung, aufrichtig geliebt zu werden.“
Ihr wichtiges Gesicht war süss, so sehr, dass die Lust in mir stieg, fortzuführen, was wir gestern begonnen hatten. „Nun denn, lass uns die Geschichte richtig schreiben.“
„Wie, was schreiben?“
„Na, die Geschichte der P.“ antwortete ich und griff zwischen Hals und den Lederriemen, um sie an den Ort zu ziehen, wo sie ihre Wirkung entfalten sollte. Sie tat es. Mit Wonne. 321. —
Die vielleicht drei Grad (oder waren es nur zwei?) auf dem Bahnsteig verbündeten sich mit der Zugluft, die nicht vom Zug kam, denn der hatte wegen eines „Personenunfalls“ Verspätung. November, die Zeit, in der das Leben für manche einfach zu viel wird.
Ich fror bitterlich. Dass ich dankbar sein solle, weil das bei -20 Grad tiefgefrorene Lamm zu Hause gerne mit mir tauschen würde, wenn es nicht so tot wäre, dieser Spruch eines guten Freundes hatte mich einst in einer ähnlichen Situation aufgeheitert. Aber heute machte er meine Situation irgendwie nicht besser. Könnten sich die Menschen nicht vor etwas anderes werfen als vor den Zug, fragte ich mich.
Wie ein Flugzeugradar suchte ich den Bahnsteig nach irgendetwas ab, das mir Ablenkung versprach.
Plötzlich, als hätte sie sich mein Blickfeld bewusst ausgesucht, erregte eine Frau meine Aufmerksamkeit. Sie ging gerade in die Hocke, fast auf die Knie, um ihre halbhohen Stiefeletten frisch zu binden. Kapuzenjacke, Rucksack, Jeans. Eigentlich hatte sie nichts, was mich zu irgendeiner Aktion hätte verleiten können, aber ich fand die Situation und den Anblick, wie sie sich an ihren Schuhen zu schaffen machte, irgendwie süss. Also holte ich mein Smartphone aus der Tasche, um meine sich entwickelnde Fantasie für meine nächste Geschichte über Unterwerfung und Dominanz zu notieren. Als ich danach von meinem Handy aufblickte, lächelte sie mir direkt ins Gesicht.
Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Was hatte sie mitbekommen? Hatte sie mich beobachtet? Sie konnte unmöglich wissen, was ich gerade getippt hatte, und dass sie die Hauptrolle darin spielte. Oder vielleicht doch? Etwas verlegen lächelte ich zurück und versuchte, nicht weiter aufzufallen. Aber mein Blick fiel immer wieder auf sie, die wie die anderen Pendler an diesem Morgen auf das Verkehrsmittel wartete, und auf die Wärme darin.
Wenige Minuten später kam endlich die S 15 in Sicht. Sie, die Protagonistin meiner Notizen der Begierde, kam auf mich zu; ich stand ungefähr dort, wo die nächste Waggontür sein würde, sobald der Zug anhielt. Sie sagte etwas zu mir, aber der Lärm des einfahrenden Zuges verschluckte jede ihrer Silben, und augenblicklich drängte sich die Menschenmenge zuerst um uns herum, dann zwischen uns hindurch. Wir verloren uns im Getümmel der aus- und einsteigenden Fahrgäste.
Mit viel Glück ergatterte ich mir einen Sitzplatz im hinteren Teil eines Waggons. Erleichtert liess ich mich auf das Polster nieder. Sie aber ging mir nicht mehr aus dem Kopf, diese eigentlich unscheinbare, aber doch reizvolle Schönheit. Bald hatte das auch meine Mitte spitz bekommen, ein Ausdruck, der mich in diesem Zusammenhang amüsierte. Wenn sie nur wüsste!
Die S-Bahn setzte sich in Bewegung, ich schloss die Augen und begann, das erotische Szenario aus meinen Notizen vor dem geistigen Auge weiterzuspinnen. Mit ihr in der Hocke vor mir, nur mit Schnürstiefeletten, aber sonst nackt und artig meinen Anweisungen folgend.
Meine imaginäre Devota zeigte ihre mündlichen Künste dort, wo ich mit meinen beiden Zeigefingern unmissverständlich hinwies. Wortlos, wie ich es bei meinen kleinen und grossen Liebschaften der besonderen Art zu tun pflegte. Ihre Augen mit der wunderschönen smaragdgrünen Iris und dem schwarzen Loch der unentrinnbaren Schwerkraft in ihrer Mitte funkelten mich an. Sie, diese attraktive Unbekannte, gehörte mir. Auf unbeschreibliche Weise strahlte sie dieses unauslöschliche Feuer der gemeinsamen Ewigkeit aus, das man nur in solch kostbaren Momenten spürt. Nachdem sie meine Lust zum Blühen gebracht hatte, drückte ich sie zu Boden, auf diese grauen Fliesen. „Öffne dich“, befahl ich ihr, und sie, auf dem Rücken liegend, spreizte gehorsam ihre Beine. So zeigte sie mir das innerste Rosa, diese intimste aller Stellen, die nur mir vorbehalten war. Mit meinem Schuh versah ich ihre Pforte mit kleinen, wohldosierten Tritten. Sie jammerte und stöhnte zugleich.
Nun liess ich sie die milchigen Spuren ihrer Lust von dem schwarzen Leder lecken, während ich verächtlich von oben auf sie herabblickte, was die Begierde in ihr nur noch mehr anfachte, ihre Augen weitete. Dieser Blick, dieser Augenausdruck, der mir zu sagen schien: „Was machst du mit mir?“, er war unendlich scharf.
„Benutze mich!“ flehte sie mich an, „Zeichne mich!“. Wieder und wieder, mit meiner Gerte als boshafte Erfüllungsgehilfin, markierte ich mit leuchtendem Rot, was mir gehörte, mir allein. Stolz sollte sie sein, dieses Flittchen, das so sehr darum bettelte, von mir gezüchtigt zu werden. Ihr Bedürfnis nach Anerkennung, nach Bedeutung für mich, drückte sich in einer wundervoll bedingungslosen Hingabe aus, deren Magie ich nicht entkommen konnte.
Es war genau diese Hingabe, die mich schlussendlich dazu trieb, mit ihr verschmelzen zu wollen, jetzt, sofort. In ihr wollte ich sein, mit allem, was ich hatte, und sie mit meinem ganzen Körper umschliessen, sie festhalten wie einen Schatz, um am Ende ihr Innerstes, ihre Seele mir einzuverleiben, so, wie es der Teufel so gern täte, gäbe es ihn.
Plötzlich riss mich eine Hand auf meiner Schulter aus meinem Tagtraum. Als ich aufblickte, sah ich, wem sie gehörte. Ihr! Wieder erschrak ich, wieder hatte ich das Gefühl, ertappt worden zu sein. „Sie haben mich vorhin nicht verstanden, oder?“ Fragte sie mit einem frechen Grinsen im Gesicht. „Nein, und dann hat uns das Leben getrennt“, antwortete ich reflexartig. „Aber vielleicht wiederholen Sie es noch einmal für mich?“ Sie kicherte, kramte in ihrer Tasche und reichte mir das Stofftaschentuch, das ich auf dem Bahnsteig offenbar beim Herausnehmen des Smartphones verloren hatte. „Hier“, sagte sie, „das ist wohl Ihres!“
„Oh, danke!“ sagte ich mit einer Enttäuschung, die angesichts der enormen Diskrepanz zwischen dem eben geträumten Film und der Realität nicht grösser hätte sein können. „Die Schnürstiefeletten scheinen ihnen einen derart grossen Eindruck gemacht zu haben, dass sie sprichwörtlich Notiz davon nahmen.“
Perplex ist nur ein unzulängliches, armseliges Wort für das, was ich gerade empfand. Sie hatte alles mitbekommen! War es eine Falle gewesen? Ein Plan von ihr und ich das naive Opfer? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden: „Mich interessiert viel mehr, wer da vor mir auf die Knie gegegangen ist.“
Die unbekannte Frau schaute mich lange und aufmerksam an, als ob sie überlegte, ob sie einen Fremden an der Tür in ihr Haus lassen sollte. Dann antwortete sie auf meinen Köder. „Wissen Sie, wir beide sind sowieso schon viel zu spät dran. Da kommt es auf eine Kaffeelänge mehr auch nicht mehr an, oder?“ Wie sie dabei strahlte! Mir wurde warm ums Herz, mein ganzer Körper kribbelte bis in die tiefsten Kapillaren.
Ich sah es plötzlich. Das Bild von uns, klarer als jede Vision. Und mit dieser Gewissheit in mir nickte ich. Am Hauptbahnhof angekommen, stiegen wir aus dem Zug. Diesmal gemeinsam.
Meine Reaktion traf Elly völlig unerwartet. Sie rührte sich einen Moment lang nicht, fast wie unter Schock, dann wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Wahrscheinlich dauerte das alles gar nicht so lange, aber wie in Zeitlupe bemerkte ich die Veränderung in ihrem Blick, auf einmal hatte sie diese Miene, die ich so gut von ihr kannte: Ihre Augen logen nie. Ihr Stolz begehrte auf.
Was heckte sie wieder aus?
Elly setzte sich auf die drittunterste Stufe der Turmtreppe und tat zunächst so, als ob sie meinem Befehl folgen würde. Sie zog ihre Jacke aus, das Oberteil und den BH darunter. Dabei schien es ihr völlig gleichgültig zu sein, ob sich andere Ausflügler in der Nähe oder gar auf dem Turm befanden. Meine Lust auf sie wuchs, auch wenn ich wusste, dass sie mich irgendwann mit einer Ungehorsamkeit provozieren würde.
Mit nacktem Oberkörper funkelte sie mich an. Wie süss sie war. Meine Elly. Sie gehörte mir!
Doch anstatt sich an meinem Schwanz zu schaffen zu machen, zog sie sich plötzlich die Stiefel von den Füssen. Was zum Teufel..? Überrascht brachte ich nicht mehr als einen Protestlaut heraus. Elly interessierte das natürlich nicht im Geringsten: Sie öffnete ihre Hose und zog sie ebenfalls aus. Einen Slip trug sie nicht, ihre blanke Muschi zog mich sofort in ihren Bann. Meine Freude darüber währte aber nicht lange: Noch bevor ich begriff, was sie eigentlich vorhatte, hatte sie ihre Stiefel wieder über die Füsse gezogen, stand auf und warf mir ihren BH ins Gesicht. Perplex sah ich zu, wie sie mir den Rücken zudrehte und in Windeseile die erste Etage des Aussichtsturms erklomm, um vor mir zu flüchten. Nackt!
„Verdammte Scheisse Elly!“ rief ich hinter ihr her, aber ich hörte nur ihr Kichern, das sich mit jeder weiteren Treppe, die sie hinter sich liess, leiser wurde. Dieses Teufelsweib! „Na warte!“ rief ich hinauf und eilte ihr nach.
Oben angekommen, hatte ich sie nach eineinhalb kindischen Runden um die Aussichtsplattform herum eingefangen. Von hinten griff ich nach ihren Schultern, packte dann ihren Rippenbogen und hob sie ein wenig hoch. Sie schrie und zappelte vor Aufregung, Erregung, Lust und Schauder. Dann hauchte ich ihr ins Ohr: „Elly, du glaubst doch nicht wirklich, dass du mir entkommen kannst, oder? Was soll das Theater?“
Elly war trunken von ihrem Rausch aus Stolz und dem Wunsch, überwältigt zu werden. „Wenn du schon willst, dass die Heimlichkeiten aufhören, werter Dom G., dann komm, zeig hier oben, wo alle im Umkreis von 100 Kilometern sehen können, wie du mich züchtigst!“
„Ich bin hier der Befehlshaber“, wies ich sie zurecht. „Los, auf die Knie!“ Elly gehorchte, kniete vor mir nieder und schaute mich erwartungsvoll an, mit diesen Sternen in ihren Augen, die so wunderbar mit ihrer dunklen Iris kontrastierten. Ich befreite meine geschwollene Mitte und drückte ihr meine geballte Lust in den Mund, dann in den Rachen und begann, sie mit kleinen Bewegungen tief in ihrem Inneren in Besitz zu nehmen. Den Würgereflex hatte sie noch gut unter Kontrolle, auch wenn ihr bald wieder die Tränen übers Gesicht liefen. Ich fühlte sie, wie ich noch nie eine andere Frau gefühlt hatte. Wie auch immer sie es tat, es war einzigartig, ein Triumph. Ich kam – mein Höhepunkt in der Höhe, er war unaufhaltsam und so intensiv, als ob der Turm sich zu drehen begänne; beinahe verlor ich meinen Halt. Elly nahm alles auf, als wäre es nie anders gewesen. Freudestrahlend, trotz ihrer tränenden Augen, lächelte sie mich an. Was für ein Ort für dieses Gefühl. Wieder vereint, und das ganze Universum lag uns zu Füssen.
Sie richtete sich auf und wollte mich küssen. Aber ich stiess sie zurück. „Nein. Dein görenhaftes Manöver von vorhin kann nicht ungesühnt bleiben. Beug dich über die Brüstung und streck mir deinen Hintern entgegen. Geniesse die Aussicht, wir wollen doch nicht umsonst hier hochgeklettert sein.“ Tatsächlich, Elly gehorchte auch jetzt. Mein Gürtel verursachte dieses berüchtigte Schleifgeräusch, als ich ihn aus der Hose zog.
Mein Lustempfinden verlangte diese wunderbare Konstellation: Sie, noch mit dem Geschmack von mir im Mund, sollte nun das Leder ertragen, diese gemeinen Schmerzen, die sie so sehr verdient hatte. Ich liess meinem Sadismus freien Lauf. Das Leder klatschte auf ihre Haut, die sich sofort rötete, und erzeugte dabei einen lauten Knall, von dem ich annahm, dass er wohl weitherum zu hören war. Immer mehr brennende Markierungen hinterliess ich auf ihr, Elly stöhnte zunächst nur, irgendwann aber verlor sie ihre Scham und schrie laut heraus in die Welt, wie sehr sie der Lustschmerz gefangen genommen hatte. Fliegen sollte sie, hoch auf dem Turm, über dem Adlersee. Wie soll ich es beschreiben? Es war einfach perfekt.
Als ich Elly in ihrem Delirium angekommen wusste, war auch ich wieder fällig und stiess einige Male in ihre Muschi, um meine wiedergewonnene Sub erneut als meine zu markieren.
Nach den letzten Wellen meines Orgasmus umarmte ich sie wieder von hinten und küsste sie. Für eine gefühlte Ewigkeit blieben wir so, übereinander, über der Brüstung. Unsere Körper, erhitzt von unserem besonderen Liebesspiel, waren heiss genug, um der frischen Frühlingsluft zu trotzen. Unterbrochen wurde diese Wonne erst durch ein metallisches Klopfen, das ankündigte, dass wir bald nicht mehr allein hier oben sein würden. In Panik riss Elly ihre Augen auf. Elly, der es noch vor wenigen Minuten egal gewesen zu sein schien, ob wir hier anderen Menschen begegneten oder von irgendwoher beobachtet wurden. Ich lachte über die Situation, über ihre Angst, die sie sich selbst eingebrockt hatte. Als sadistischer Gentleman wollte ich sie aber nur so lange leiden lassen, wie nötig. Kurz bevor die anderen Ausflügler die obersten Stufen erklommen hatten, wickelte ich Elly in meinen Mantel und schützte sie so vor deren Blicken. Wir umrundeten die Aussichtsplattform im gleichen Uhrzeigersinn wie die Neuankömmlinge, nur etwas schneller, und konnten so recht unauffällig den Abstieg beginnen.
Unten angekommen, sammelte Elly ihre Kleider zusammen und zog sich wieder an. „Dom G., wir müssen klären, wie es mit uns weitergeht. Du hast recht, ohne dich geht es nicht. Aber mich vom anderen Partner trennen …?“
„Es ist deine Entscheidung, Elly, und Lösungen gibt es tausende. Die einzige Frage, die du dir stellen musst, ist: Wie lange willst du deinen Körper noch einem anderen geben, wenn dein Geist hier bei mir ist? Beantworte sie, und wir werden einen Weg finden.“
Mit einem Kuss verabschiedeten wir uns. Irgendwie wusste ich schon, wie sie entscheiden würde. Aber aufgeregt und schlaflos blieb ich in den nächsten Tagen und Nächten trotzdem. Es war schon ein verhextes Ding, das Elly und ich zusammen hatten. Schön verhext.
Zögerlich, aber unaufhaltsam wurde der Winter zu einem Frühling. Die Zugvögel waren aus ihren Winterquartieren im fernen Süden zurückgekehrt und sangen ihre Lieder von Lebensfreude und der Liebe, die Sonne liess die letzten Schneeinseln auf den Wiesen erst schmelzen, dann ganz verschwinden. Die Temperaturen fühlten sich mit dem leichten Wind noch etwas kühl an, vor allem hier am Adlersee, wo ich sie traf. Endlich wieder.
Elly.
Das Abendessen des Wiedersehens vor einigen Wochen mit diesem schweren Amarone war wieder eine kräftezehrende Achterbahnfahrt der Gefühle gewesen, Jahre nach unserer letzten Begegnung, unserem Abschied von der heimlichen Affäre, und damit auch dem Ende von uns. Die Wunden vernarbten, ohne wirklich zu heilen, und so wollte ich sie wiedersehen. Mein Vorschlag, den ich ihr im Verlaufe des Abends unterbreitet hatte, liess sie trotzdem irritiert zurück. Elly fühlte sich nicht in der Lage, sich dazu zu äussern, sie benötige Bedenkzeit. Nun war sie um.
Pünktlich erschien sie in – ich traute meinen Augen kaum – klassischer englischer Reitkleidung. Wie wunderschön sie darin aussah! Ihre Linien wurden durch die Aufmachung perfekt betont, ihr offenes Haar wehte im frischen Wind und da war auch wieder dieses süsse Lächeln, das diese Macht hatte, auch ohne Klimawandel immer wieder zur Dom-Schmelze zu führen.
Wir begrüssten uns wie alte Freunde mit Küsschen auf die Wangen. Welch seltsames Gefühl das war, denn mit Ausnahme des kürzlichen Abendessens hatten wir das noch nie so gemacht; wir waren von Anfang an immer auf’s Ganze gegangen. Aber die Zeit hatte eine gewisse Distanz zwischen uns geschaffen. Ich hoffte, dass wir uns nie mehr auf diese belanglose Weise begrüssen würden.
„Seit wann reitest du denn?“, wollte ich schelmisch wissen. Eine Frage, die ich bereute, noch bevor die letzte Silbe davon meine Lippen verlassen hatte; ich ahnte bereits, dass Ellys Antwort nicht lange auf sich warten lassen würde. „Dom G., auch wenn du es von mir nicht kennst – es gibt durchaus Möglichkeiten zu reiten“ – sie betonte das Wort, ganz klar als Retourkutsche für meine Hinweise auf die anderen „Hau-und-Fick-Tussies“, wie sie diese beim Abendessen nannte – „und das ganz ohne Tier.“ Untermalt von einem Augenzwinkern drückte der stille, innerliche Jubel der Brat nach aussen, auf ihre Gesichtszüge.
„Nun, Fräulein Elly“, antwortete ich mit einem Unterton, dessen säuerliche Note ich nicht zu verbergen vermochte, „wenn der Hengst nicht animalisch war, tja, dann weiss ich auch nicht…“.
Meine Schlagfertigkeit war mein rettendes Betäubungsmittel, damit der Pfeil, den sie ohne Not in mein Herz geschossen hatte, nicht zu sehr schmerzte. Und sie half, meine Eifersucht zu kontrollieren, denn einen kurzen Moment lang spielte ich zwar mit den Gedanken, mir Elly als Reaktion darauf einfach zu nehmen, in das kleine Waldstück neben dem Weg zu zerren, dort ihren Po zu entblössen und den Gürtel aus meiner Hose zu ziehen… Doch dann besann ich mich eines Besseren.
Ich schloss für ein paar Sekunden die Augen und atmete tief durch. Kein Risiko, nicht jetzt, sagte ich mir.
„Die Landschaft hier ist wunderschön. Wollen wir den Adlersee zu Fuss umrunden oder willst du lieber hoch hinaus, da oben auf dem Langholzrücken steht ein gusseiserner Aussichtsturm?“ fragte sie.
„Gusseisen lässt mich schwärmen. Grosse Maschinen in der alten Fabrik, du erinnerst Dich?“ Unser allererstes Treffen hatte in einem Industriemuseum stattgefunden, das wir nur für uns hatten. Kerzen überall, grosse Maschinen, der einsame Stuhl für meine neue Sub in der Mitte von allem… und ihr Slip, den ich Feuer fangen liess, bis er vor Feuchte knisternd zu Asche zerfallen war. Meine Lektion, ihr das unnütze Textilteil auszutreiben, ein für allemal.
Ob sie heute einen Slip trug?
Meine Worte liessen Ellys Augen wie Diamanten funkeln. Aber etwas tief in ihr hielt sie davon ab, etwas zu erwidern. Also fuhr ich fort: „Wie zauberhaft er ist, dieser romantische Gegensatz zwischen warmer Formung und kalter Härte, der zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen kann“. Doch Elly lächelte nur kühl, sie widerstand, als ob sie einem unsichtbaren Schlüssel das Schlüsselloch verwehren wollte: Das Öffnen einer Welt, die nur wir zwei kannten. Sie wandte sich von mir ab und richtete ihren Blick auf die Hochwacht, unserer Destination.
Wir machten uns auf den Weg.
Die Bewegungen ihrer Beine, ihrer in schwarzem Leder gehüllten Fussgelenke hatte einen fast hypnotischen Effekt auf mich; ich konnte meine Augen kaum davon lassen. Elly bemerkte meine Faszination, drehte ihren Kopf kurz zu mir, lächelte wissend und ging weiter, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Stattdessen schilderte sie mir, wie sie und ihr damaliger Ehemann, der sich tatsächlich als treuer Kunde einer kostspieligen Domina entpuppt hatte, sich trennten, nachdem sie der beidseitigen Heimlichtuerei ein Ende gesetzt hatte. Alles sei schmerzlos und in gegenseitigem Einvernehmen passiert, finanziell sei sie schon immer unabhängig gewesen, zum Glück. Sie beschrieb, wie ihr neues Leben aussah, nach ein paar flüchtigen Abenteuern dann einen neuen Mann kennengelernt habe, der ihr und ihren inzwischen schon gross gewordenen Kindern eine angenehme Freizeitgestaltung bescherte; sie bildeten eine Art Patchwork-Familie, auch wenn sie nicht zusammen wohnten. Alles sei gut gekommen, schloss sie ihre Ausführungen.
„Wirklich alles?“ fragte ich und hob meine rechte Augenbraue. „Mein lieber Dom G., ich werde dir gerne die Details über gewisse Reitstunden ausführen, da es dich offensichtlich so beschäftigt.“ Den Augenausdruck einer Lehrerin, das kannte ich so gar nicht an ihr. „Weisst du, er ist sehr sportlich und…“ Sofort unterbrach ich sie mit einem genervten „Nein. Ich will es gar nicht wissen. Das, was zwischen den Zeilen durchschimmert, reicht mir.“
Elly, überrascht, machte grosse Augen. So kannte sie mich gar nicht. Jetzt, wo sie im Gegensatz zu früher offen darüber gesprochen hätte, war ich es, der nichts wissen wollte von den anderen Männern und Frauen, mit denen sie ihre Erotik auslebte. „Nanu, woher kommt das plötzliche Desinteresse?“
Wie zufällig berührte meine Hand die ihre. Eine Brandung von Empfindungen, ein metaphysisches Kribbeln erfasste in Sekundenbruchteilen meinen gesamten Körper. Ja, ich hatte ihre Haut gesucht, den Effekt auf mich jedoch, den hatte ich gründlich unterschätzt. Fühlte sie es auch? Mit viel Disziplin gelang es mir, mir nichts anmerken zu lassen: „Was auch immer war oder ist: Es hat nichts mit uns zu tun.“
Wir hatten den Fuss des Aussichtsturms erreicht, als sie entgegnete: „Da wäre ich aber nicht so sicher.“
„Elly, ich spiele mit offenen Karten. Alles, was ich davon erfahren würde, könnte mir höchstens Schmerzen bereiten. Überdies ist es etwas, worauf ich keinen Einfluss habe, mindestens nicht auf die Vergangenheit, und diese Art von Pein läuft definitiv nicht unter dem Begriff Lustschmerz.“
„Du hast mir beim Wein einen Vorschlag gemacht, der auch ihn betrifft – also hat das sehr wohl mit ihm zu tun.“ Abgewandt von mir betrachtete sie das Naturschutzgebiet unter uns und fügte an: „Und ehrlich gesagt weiss ich noch immer nicht, was ich davon halten soll.“
Warum wollte sie das Spiel auf die Spitze treiben? Mich zappeln lassen, mich rösten über den Feuern der Vergangenheit und der Unsicherheit über unsere Zukunft? Die Klaviatur der Tortur – die beherrschte ausgerechnet sie als Masochistin – auf ihre eigene Weise.
Mein Schmerz war unerträglich, und so platzte mit lauter Stimme all das heraus, was ich in mir gehalten hatte. „Elly, dein Verhalten ist nicht annähernd so undurchschaubar, wie du es dir ausmalst. Du brauchst deine Vanilla-Geschichten hier nicht aufzutischen, um mir zu beweisen, dass du auch ohne mich etwas Spass hattest. Zumindest hoffe ich das. Jedoch kann nichts, absolut nichts davon auch nur annähernd an Venedig, Paris oder all die anderen Episoden von uns heranreichen. Es geht mir sprichwörtlich am Arsch vorbei, ob er auf Analsex steht – vermutlich würde er gerne, aber beherrscht es nicht. Es ist mir auch egal, ob er dich zwischen den Extremen der Boshaftigkeit und unendlicher Liebe und Zärtlichkeit pendeln lassen kann – auch wenn ich es stark bezweifle. In keiner Weise dürstet es mich, zu erfahren, ob er an deiner Muschi wie ein Labrador schlabbert und es dazu auch noch als Oralsex bezeichnet, geschweige denn mit seiner Zunge in deinem Mund eher eine Art Dentalhygiene für Arme betreibt als das Intimste aller möglichen Liebesspiele. Niente, Nada, Nothing, Nichts brauche ich davon zu erfahren, denn meine Vision der Zukunft ist klar. Auch dir, geliebter Satansbraten von und zu Elly. Es ist eine Binsenwahrheit: Du kannst nicht ohne mich.“
Ihr Augenausdruck zeigte Wut. Wut auf mich? Nein, es musste die Wut auf sich selbst sein, auf die Wahrheiten, die ich auszusprechen gewagt hatte, ohne, dass ich sie wirklich gekannt hätte. „Überhöhe dich nicht, Dom G.! Es gibt keinen Grund, andere abzuwerten!“ presste sie zwischen ihren verbissenen Lippen hervor, fast keifend. Nach einem lauten Ausatmen entspannte sich ihre Mimik und zeugte von innerer Zerrissenheit. „ Ich kann mein Leben nicht umkrempeln. Nicht schon wieder. Nicht schon wieder wegen dir!“
Mein Blick bohrte sich tief durch ihre Pupillen. „Elly, es ist Deine Vernunft, die dir im Weg steht. Wieder deine Vernunft! Doch bedenke, der evolutionäre Sinn der menschlichen Logik besteht darin, Gefahren zu erkennen und abzuwenden. Diesen Job erledigt sie gut, aber sie tötet dadurch eben auch die Inspiration, die all die dunkelbunten Möglichkeiten einer gemeinsamen Zukunft für uns bereit hält. Glaube nicht alles, was du denkst. Traue deinen Gefühlen!“
Tränen kullerten über ihre schönen Wangen, und ihre traurigen Augen zeigten diese Zärtlichkeit, diese Liebe zu mir, wie ich sie in all den Jahren von ihr gekannt hatte. Sie nickte fast unmerklich. Aber anstatt sie tröstend in die Arme zu nehmen, war mir nach etwas anderem: Sie sollte für den maliziösen Beginn unseres heutigen Treffens büssen und mir ihre Treue beweisen. Mein Blick verfinsterte sich, ich deutete auf meine Mitte und befahl: „Zeig mir, wie gut du mich noch zum Explodieren bringen kannst. Hier und Jetzt. Entblösse dazu deinen Oberkörper, wir wollen ja nicht, dass die Reitkleidung Flecken eines fremden Hengstes abbekommt.“
Das Wiedererlangen der akustischen Orientierung war eine zutiefst beängstigende Erfahrung. Noch vor wenigen Minuten hatte sie sich gewünscht, nicht so desorientiert zu sein und zu wissen, was um sie herum geschah und wer sie beobachtete und berührte. Aber jetzt verfluchte sie diesen Moment, der sie irgendwie noch mehr entblösst, obwohl sie bis auf die Augenbinde schon nackt war.
Wieder erklang Leons Stimme. «Linda, du wirst jetzt den Gang nach Canossa antreten und für dein Versagen büssen. Geh geradeaus, meine überaus geschätzten Gäste hier werden dich führen.»
Als hätten die Anwesenden (wie viele waren es? Sie hatte immer noch keine Ahnung) nur auf das letzte Wort Leons gewartet, umgab Linda auf einmal ein kollektives, rhythmisches, zischendes Geräusch. Es klang wie das Wischen von Besen, die den Boden sauber machten. Sauber für sie, damit sie nicht auf Kieselsteinen stand? Vorsichtig trat Linda weiter nach vorn. Die kurze Erleichterung, dass die Kälte des Bodens nun nicht mehr dauerhaft durch ihre Knochen zog, wurde durch den Schlag einer Rute auf ihren Po brutal überlagert. Dann folgte ein Hieb von vorne. Zwei Ruten?
«Beweg Dich nach vorne, Bitch!»
Auf keinen Fall wollte sie Leon enttäuschen, und so setzte sie einen Fuss vor den anderen, vorsichtig und bemüht, trotz ihrer erzwungenen Blindheit nicht den Halt zu verlieren. Die Schläge häuften sich. Schläge nicht von Ruten, wie sie merkte, sondern von Reisigbesen! Welch seltsame Empfindungen durchströmten sie in diesem Augenblick. Der süsse Schmerz der kleinen Zweige, die auf ihrer hingebungsvoll gepflegten Haut zwickten, das Wissen um eine anonyme Täterschaft, der sie völlig ausgeliefert war, die sexuelle Erregung, die immer stärker wurde. Der Rhythmus des Wischens, das sich mit den Schlägen abwechselte, versetzte sie in eine Art Trance. Es war seltsam, aber ihr Körper fühlte sich angenehm warm an, eine eigenartige Form von Geborgenheit, von Wohlbehagen breitete sich aus: Wie eine warme Decke, die sie umhüllte – und das trotz dieser wirklich bizarren Situation. Sie ging weiter, wie durch eine Gasse, die von sadistischen Menschen gesäumt war. Lief sie überhaupt geradeaus? Die Schläge schienen sie in eine unbekannte Richtung zu lenken. Ihr einziger Anhaltspunkt war der Boden unter ihren Füssen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Leon dem Treiben mit einem lauten «Stop» ein Ende setzte.
Plötzlich war es mucksmäuschenstill. Sie hörte nichts, ihre Ohren waren noch betäubt vom Geräusch des Wischens und von Leons Kommando. Als wäre sie in die Tiefe gestürzt, fühlte sie sich wieder verloren. Die seltsame Sicherheit von eben war weg. Verdammte Achterbahn der Gefühle!
Am liebsten hätte sie wieder nach ihm, ihrem Herrn, gerufen, aber instinktiv wusste sie, dass sie das nicht durfte. Nicht noch einmal. Es erforderte all ihre Disziplin, ihren Mut und ihr Vertrauen in ihn, diesen fremden, noch immer geheimnisvollen Mann.
Nach Minuten, die Linda wie eine Ewigkeit vorkamen, änderte sich die Situation erneut in Sekundenbruchteilen. Ohne ein hörbares Kommando von Leon griffen mehrere Personen, vielleicht waren es drei… vier…? ihren Körper, von mehreren Seiten. Bevor sie begreifen konnte, was mit ihr geschah, war ihr Körper eingewickelt. Eingewickelt in… einen Teppich? Ja, in einen Teppich, so fühlte es sich an, von den Schultern bis zum Becken war sie eingerollt. Linda stiess einen Laut des Entsetzens über diesen Angriff aus, der wie eine massive Zuspitzung ohne vorherige Warnung wirkte. Nachdem ihre Peiniger sich ihrer Bewegungslosigkeit versichert hatten, legten sie Linda auf einen grossen Tisch, so fühlte es sich jedenfalls an. Was zum Teufel würde jetzt passieren?
Der Schwanz eines Mannes bahnte sich seinen Weg in ihren Mund. Sie öffnete sich und begann ihn zu blasen, in diesem Moment war es ihr völlig egal, wem er gehörte, denn von Leon, das wusste sie instinktiv, konnte er nicht sein. Gleichzeitig stand es ausser Frage, dass alles, was geschah sein Wille war. Sie musste den Befehlen und der Prozedur willig folgen, für ihn tun, weil sie bei Cyndi Lauper versagt hatte.
Aber neben der oralen Gewalt war noch mehr: Andere Männer drückten den Teppich auf ihren Körper, bewegten ihn und sie immer ein wenig hin und her, so dass ihre Brustwarzen darunter schmerzhaft gerieben wurden. Was für eine Qual … aber zu ihrem Erstaunen eine elektrisierende. Warum nur machte sich niemand an ihrer Muschi zu schaffen? Sie ahnte, dass – würde das geschehen – sie innert Sekunden zum Höhepunkt kommen würde, und genau das durfte sie nicht. Nicht ohne Leon.
Kaum war der Prügel in ihrem Mund hart, wurde er zurückgezogen… und ein anderer Lustkolben verlangte nach der gleichen Behandlung. Dann ein dritter, kurz darauf ein vierter… oder war es wieder der erste? Es war ein Ding der Unmöglichkeit, jetzt noch zu zählen, zu unterscheiden. Es wechselte sich ab, immer schneller, das Fleisch der Männer. Immer härter, drängender, fordernder, bis das Unvermeidliche geschah: Der erste Mann ejakulierte in ihren Mund.
Wenig später war dieser Mann aus ihrem Mund, nun drang der nächste Schwanz ein. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass die Hinterlassenschaft des anderen Mannes noch in ihrem Mund war, im Gegenteil, es schien ihn zu erregen. Auch er spritzte in ihren Mund. Der dritte tat dasselbe, alles vermischte sich. Linda gurgelte und spuckte, es fühlte sich an, als wäre ihr ganzer Kopf voll mit Sperma unbekannter Personen.
Als sie wieder zu Atem kam, kam sie sich zu einem billigen Flittchen degradiert vor. Was hatte sie bloss getan? Und vor allem, warum fühlte es sich ganz tief in ihrem Innersten so gut an?
Jetzt zog jemand ihr die Stiefeletten wieder an. Die Erklärung konnte nur eine sein: Leon. Er, der immer darauf bestanden hatte, dass sie sie trug, wenn sie ihm diente. Daraufhin wurden ihre Beine gespreizt, ihre feuchten Öffnungen, die sich durch den Luftzug plötzlich kalt anfühlten, wem auch immer präsentiert. Endlich, endlich spürte sie ihn. Sie wusste, dass er es sein musste, Leon. Wie er in ihre Muschi eindrang, wie sie anfing zu ficken. Wie sie es liebte – und wie sie sich für ihre Situation schämte, obwohl sie sich nicht dagegen wehren konnte, dass sie voll war mit dem Saft fremder Männer, der langsam auf ihrer Haut trocknete.
Leon liess nichts von sich hören. Kein Stöhnen, kein Befehl, kein Kommentar, nichts. Er stiess einfach zu, heftig, wie es seine Art war, in seinem ganz eigenen Rhythmus von zwei kurz aufeinander folgenden Stössen in ihre Tiefe und dann wieder heraus; nur vielleicht noch heftiger, als sie es bisher erlebt hatte. Wenige Minuten später war auch er so weit. Sein weisser Schatz war in sie gepumpt und weitere Stösse sorgten dafür, dass er auch an der innersten Stelle in ihr blieb.
Linda kam. Sie hatte keine Erlaubnis, aber es gab keine Kraft, die stark genug gewesen wäre, ihre Natur, ihren Körper jetzt noch aufzuhalten. Millionen von Blitzen durchzuckten sie, völlig losgelöst von allem, was um sie herum geschehen mochte. Sie hob ab zu einem Flug, der sich anfühlte wie ein luftiger Ritt auf Wellen, Himmel und Erde, Wasser, Feuer … alles gleichzeitig, und das Rauschen der Elemente in ihren Ohren, es war das Rauschen des Blutes in ihren Adern. Die reine Energie des Universums, alles in ihr vereint.
Erst allmählich landete sie. Das Zischen, das Pulsieren, das sie in ihrem eigenen Kosmos wahrgenommen hatte, verwandelte sich in akustische Signale von aussen. Das Rauschen… es ging über in Klatschen. Applaus! Eine Gruppe von Menschen klatschte!
Irgendwo zwischen Stolz, Demütigung und den Nachwirkungen der gerade erlebten Ekstase, völlig verwirrt, unentschlossen und doch einfach ihrem Schicksal ausgeliefert, so fühlte sich Linda. Und so war es ihr irgendwie auch egal, dass sie wieder gepackt und weggetragen wurde. Weg, in den Bauaufzug, der sie nach unten fuhr. Auf dem Boden wurde sie abgesetzt und der Teppich geöffnet, der nun wie eine wärmende Decke wirkte.
«So, du kleine Schlampe», hörte sie von Leon. «Du kannst die Augenbinde abnehmen und nach Hause gehen! Deine Kleider sind draussen beim Holzverschlag!»
Bevor sie etwas erwidern konnte, entfernten sich die Schritte von Leon und den anderen Männern, die sie hierher gebracht hatten.
Noch hatte sie keinen Plan, wie sie nach Hause kommen sollte. Doch es war auch alles noch so frisch, so ungestüm in ihrem Kopf. So kuschelte sie sich noch ein wenig in den Teppich und schwelgte in Erinnerungen an dieses unglaubliche Erlebnis.